21. Tourismusgipfel des Bundesverbandes der Tourismuswirtschaft

Spitzenvertreter aus der gesamten Tourismusbranche und der Politik trafen sich auf Einladung des Bundesverbandes der Tourismuswirtschaft ( BTW ) zum 21. Mal am 
05. November 2018 in Berlin, um im gemeinsamen Dialog nach Antworten und Lösungen der Themen zu suchen, die die Tourismusbranche gegenwärtig besonders beschäftigen.
 Erstmals erging auch an den Verband der Studienreiseleiter e.V eine Einladung, der ich mit der Kollegin im Verband Roswitha Schlesinger gerne gefolgt bin.

In seiner Begrüßung an die ca. 600 Anwesenden konnte der Präsident des BTW
 Dr. Michael Frenzel mit beindruckenden Zahlen aufwarten. Die Reisefreude der Menschen ist ungebrochen. Mehr als 1,3 Millionen Touristen sind weltweit jährlich unterwegs. Die Deutschen sind jedes Jahr fast 1,7 Milliarden Tage auf Reisen im eigenen Land und über Grenzen hinweg. Davon profitieren ca. 3 Millionen Beschäftigte allein in Deutschland  und fast 300 Millionen weltweit. Tourismus ist und bleibt ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor mit jährlichen ungebrochenen Wachstumsraten.
Frenzel warnte aber auch, dass Erfolg und Stärke der Tourismusbranche keine Selbstläufer sind. Damit der  Tourismusstandort Deutschland und seine Tourismuswirtschaft auch weiterhin stark und wettbewerbsfähig gehalten werden, muss die Politik einen fairen Wettbewerb aller Player garantieren, mehr Schaffensspielräume und Flexibilität ermöglichen und Bürokratiehürden abbauen. Eine klare Botschaft an die zahlreich anwesenden  Bundestagsabgeordneten und Minister.

Das Grusswort der Bundesregierung kam anschliessend von Thomas Bareiß MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie und Beauftragter der Bundesregierung für Tourismus.
 Er betonte, dass die Politik alles dafür tun werde, dass Reisen weiterhin attraktiv bleiben.
 Unerlässlich dafür sind faire Wettbewerbsbedingungen in Deutschland , in der EU und in der gesamten Welt. Auf der anderen Seite unterstrich er die Verantwortung der Tourismusbranche für den Klima, Umwelt und Verbraucherschutz..
Auch forderte Bareiß mehr Mut zu Handeln bei den Verantwortlichen und Entscheidern.
 „Strategien sind gut – Handeln ist besser“, so der Politiker.

Bei den anschliessenden Podiumsdiskussionen und Vorträgen ging es um Fragen, die  die Tourismuswirtschaft gegenwärtig bewegen. 
Wie kann man dem hochaktuellen Problem „Overtourism“ entgegensteuern und die touristischen Ströme intelligent steuern, um das Produkt und damit das Reiseerlebnis nicht zu zerstören?

Dr Gerd Müller, Bundesminster für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung referierte zum Thema „Tourismus in Entwicklungsländern“, genau so aktuell wie Hubertus Heil, Bundesminster für Arbeit und Soziales, in dem anschliessenden Referat zum Thema „Zukunft der Arbeit – Chancen und Schutz im Wandel“.

 Die Digitalisierung, künstliche Intelligenz im Tourismus und der fortschreitende Klimawandel waren weitere Themen, bevor Robert Habeck, Bundesvorsitzender von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN sich leidenschaftlich  für die Wertschöpfung im eigenen Land ( Stichwort Binnentourismus ) und pragmatisches Handeln bei der Umsetzung 
regionaler Projekte einsetzte.

Annegret Kramp – Karrenbauer, Generalsekretärin der CDU Deutschlands warb für einen interkulturellen Dialog und thematisierte die Aufgabe des Tourismus, Mobilität und Reisen auch künftig in attraktiver Art und Weise möglich zu machen.  AKK erinnerte weiterhin die Branche an ihre Verantwortung, einen wichtigen Beitrag zu Wohlstand und Frieden in Deutschland und in der gesamten Welt zu leisten.

Als letzter Referent nannte Botschafter Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz Gründe zum Thema „ Sicherheitspolitische Herausforderungen für Deutschland und Europa im Herbst 2018“, und erläuterte warum die Welt derzeit aus den Fugen gerät. Die Fähigkeit gemeinsame Entscheidungen zu treffen, ist völlig verloren gegangen.
 Hinzu kommt der komplette Verlust  des gegenseitigen Vertrauens. Das Vertrauen, die „Währung der Diplomatie“, so der Diplomat , ist weltweit auf einen absoluten Nullpunkt gesunken.
 Dass die Natur der heutigen  Konflikte sich völlig verändert hat, und dass die Probleme der Gegenwart niemals nationalstaatlich zu lösen sind, war eine deutliche Botschaft an die anwesenden Vertreter des rechten Parteienspektrums.
 Ischinger zitierte in diesem Zusammenhang Alexander.v.Humboldt, nach dessen Einschätzung „die gefährlichsten Weltanschauungen von Leuten stammen, die sich die Welt nie angesehen haben.“

Beendet wurde der Tag mit einem „Berliner Abend“ in den Ballsälen und Wintergärten des Hotels Adlon, wo bei einem exzellenten Buffet und hervorragenden Getränken ein angenehmer Rahmen für gute Kommunikation geschaffen wurde. 

Insgesamt ein sehr interessanter Tag, an dem viele bestehende Kontakte gepflegt und neue Netzwerke geknüpft worden sind.

Deutlich zu spüren war, dass wir als Verband der Studienreiseleiter in der „Tourismuskette“ wahrgenommen werden und der Dialog mit uns aktiv gesucht wird. 

Natürlich ist die Tourismusbranche heterogen, nicht jedes Thema, jede Forderung betrifft auch unsere Interessen. Am Ende der Veranstaltung aber war klar, dass die Tourismuswirtschaft  als Einheit genüber der Politik aufgetreten ist, dass wir Vertreter einer starken Branche sind und auch unser Verband Einfluss auf den Tourismus hat.
 Daher werden wir auch zukünftig gezielt am Ausbau unserer Netzwerke arbeiten, um gemeinsam ergebnisorientierte Lösungen zu suchen, für die Themen, die den Verband der Studienreiseleiter gegenwärtig beschäftigen.

Harald Jung

Vorstand im Verband der Studienreiseleiter e.V.